Der Saarland-Impakt in einer archäologischen Ausgrabung

Es wird immer spannender. In einer kürzlichen archäologischen Ausgrabung des Landesdenkmalamtes im Gebiet der nachgewiesenen Impakt-Funde (geschockte Impaktite, Impakt-Gläser, polymikte Impakt-Brekzien, Impakt-Schmelzgesteine) wurden im direkten Verbund archäologische Objekt und Impaktite geborgen, und auch im Abraum der Ausgrabung wurden prächtige Impakt-Gesteine angetroffen. Ort und Name der Grabung werden hier nicht genannt (Raubgräber!), aber soviel sei gesagt, dass es sich um eine frühest- bis prä-römische vermutliche Opfergrube der Zeitenwende handelt.

Damit haben wir eine weitere Datierung mit einer Obergrenze des Impakt-Ereignisses (nach den reichlichen Impakt-Funden unter den Fundamenten bei der Ausgrabung der vermuteten frühmittelalterlichen Kirche in Nalbach). Wieweit wir damit in die Nähe des mittlerweile gut datierten Chiemgau-Impaktes von 900-600 v.Chr. kommen (übrigens auch nach einer archäologischen Ausgrabung), bleibt offen.

Einige der charakteristischen Impakt-Funde in typischer, vom Impakt-Areal bereits gut bekannter Bildung, wollen wir hier zeigen und beschreiben.

Aus der Grube der Ausgrabung

Abb. 1. Eine polymikte Brekzie (polymikt: mit Bruchstücken aus unterschiedlichen Ursprungsgesteinen in einer Matrix). Typisch für Impakt-Brekzien und normal-geologisch praktisch unbekannt sind die Brekzien-in-Brekzien, d.h. Komponenten, die ihrerseits wieder Brekzien sind. Wie schon früher hier in anderen Beiträgen erklärt, können beim Impakt sogar mehrere Generationen von Brekzien-in-Brekzien-in- Brekzien …… entstehen. Bildbreite des Anschnitts 4 cm.

Abb. 2. Eine weitere polymikte Brekzie aus Brekzien-Generationen. Das Bruchstück selbst ist Teil einer Brekzie, die aus zwei größeren Komponenten besteht, einem Sandstein-Fragment und einer Brekzien-Komponente (oben) im scharfen Kontakt. Einige Komponenten dieser Brekzie sind wiederum brekziiert, sodass wir von drei Brekzien-Generationen sprechen können. Wie in unserem Beitrag über die Impaktit-Funde aus der Prims über eine ganz ähnliche Brekzie geschrieben haben, handelt es sich hier keinesfalls um einen menschlich erzeugten Kontakt (römischer Mörtel??). Das wird in einer Ausschnittsvergrößerung des Kontaktes in der nächsten Abb. 3 klar.

Abb. 3. Ausschnitt des Komponenten-Kontaktes in der Brekzie von Abb. 2. Man erkennt, dass die obere, polymikte Brekzie bei einer Bewegung unter sehr hohem Anpressdruck Körner des Sandsteins in sich und die weißliche Matrix aufgenommen hat. Solche ungewöhnlichen, messerscharfen Kontakte in Impakt-Brekzien sind wohlbekannt und auch gut mit den teilweise extrem hohen Drücken bei der Brekzien-Bildung zu verstehen.

Damit dieser Brezien-Kontakt hier nicht isoliert beim Saarland-Impakt festgemacht wird, folgen noch vier ganz vergleichbare Beispiele aus den Impaktstrukturen von Azuara und Rubielos de la Cérida in Spanien.

Abb. 4. Vergleichbare scharfe Brekzien-Kontakte aus spanischen Impakt-Strukturen.

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Abb. 5. Noch eine polymikte Brekzie mit feineren Bruchstücken und mit einigen Brekzien als Komponenten (z.B. direkt am oberen Rand). Im Foto nicht auflösbar: mikroskopisch winzige Eisen-Partikel. Bildbreite 3 cm.

Abb. 6. Schwarzes blasiges Glas mit einer polymikten Brekzien-Kruste (Pfeil). Bildbreite 3,5 cm.

Abb. 7. Chiemit aus der Grabung – Lage direkt neben einer Keramik-Scherbe. Sichtfeld 3 cm),

Chiemit ist ein ganz neuartiges Impakt-Gestein (Impaktit), das ursprünglich im Areal des Chiemgau-Impaktes gefunden und detailliert analysiert wurde (Diamant-Labor der Russischen Akademie der Wissenschaften, Geologisches Institut der Universität Syktyvkar). Das ganz Besondere: Der Impaktit besteht aus über 90% amorphem Kohlenstoff, ist vermutlich durch den extremen Impakt-Schock, Verdampfen und Schmelzen, spontan aus der betroffenen Vegetation entstanden und enthält Mikro-Diamanten und Carbine, eine Kohlenstoff-Modifikation (Allotrop), die zur Entstehung 2500 -4000 °C benötigt.

Inzwischen ist der Chiemit auch in anderen Impakt-Regionen gefunden, darunter – man merke auf – als reichhaltige Funde im Gebiet des Saarland-Impaktes.

Größere Impaktite aus dem Grabungsabraum

Abb. 8. Schwarzes Glas aus dem archäologischen Abraum, wie es mittlerweile im Gebiet des Saarland-Impaktes verbreitet gefunden wird. Nach einer Element-Analyse (EDX) am Elektronenmikroskop könnte das schwarze Glas durch ein komplettes Durchschmelzen der vom Impakt-Schock (Airburst?) getroffenen Erdoberfläche entstanden sein.

Abb. 9. Ein größeres Stück Chiemit aus dem archäologischen Abraum. Genaueres zum Chiemit bei Abb. 7.