Ein bunter „Zoo“: polymikte Impakt-Brekzien aus der Prims

Erfolgreiches „Fischen“ nach Impakt-Gesteinen (Impaktiten) aus der Prims: Kerstin Debusmann, uns aus dem letzten Beitrag bereits bekannt, hat viele neue, gut gerundete Gerölle geborgen, die sich nach Anschnitt und Polieren durch Werner Müller als wunderschöne Impakt-Brekzien entpuppten. Die hier gezeigten Proben, von denen Dünnschliffe in Vorbereitung sind, zeichnen sich durch ganz charakteristische Merkmale einer dem Impakt-Petrologen wohlbekannten Brekziierung aus. Es sind allesamt polymikte Brezien, was bedeutet, dass in einer Matrix zerbrochene Komponenten unterschiedlichen Ursprungs und unterschiedlicher Lithologie eingebettet sind. Brekzien können bei den verschiedensten geologischen Prozessen entstehen; so gibt es: tektonische Brekzien, vulkanische Brekzien (Eruptionsbrekzien, Schlotbrekzien, pyroklastische Brekzien), sedimentäre Brekzien (z.B. Bergsturz– und Hangschuttbrekzien), diagenetische Brekzien und Kollapsbrekzien (z.B. in Karstgebieten).

Das ganz Besondere dieser polymikten Brekzien aus der Prims ist eine Zusammensetzung, die bei „normalen“ geologischen Prozessen und der Bildung der zuvor genannten Brekzien praktisch nicht vorkommt, aber im Prinzip diagnostisch für eine Impakt-Brekziierung ist. Man spricht von Brekzien-in-Brekzien, Brekzien-in-Brekzien-in-Brekzien oder allgemein von Brekzien-Generationen in nur nur einer einzigen Probe. Mit anderen Worten: Eine solche Impakt-Brekzie besteht aus Komponenten, die ihrerseits wieder eine (monomikte oder polymikte) Brekzie darstellen, und wenn deren Komponenten noch einmal brekziiert sind, hat man schon drei Brekzien-Generationen. In gar nicht seltenen Fällen werden auch noch bis zu vier oder mehr Generationen beobachtet. Mehr zu polymikten Brekzien und Brekziengenerationen kann HIER angeklickt werden.

Warum bei Impakte und nicht bei anderen geologischen Prozessen solche Brekzien-Generationen entstehen, hängt mit der Abfolg mehrerer Deformations- und Zertrümmerungsabläufe zusammen: Einschlag, Schock-Ausbeitung, Exkavation und Massen-Auswurf mit intensiver Vermischung unterschiedlicher Gesteinseinheiten, Landen der Auswurfmassen mit Zertrümmerung und Vermischung mit dem lokalen Untergrund, die Modifikationsphase mit Druckentlastung und Kollaps von Übergangskratern mit erneuter Vermischung. Das ist mittlerweile Standard-Wissen in der Impakt-Forschung.

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Ein besonders schönes Exemplar einer polymikten Brekzie aus der Prims mit mehreren Brekzien-Generationen: Das geborgene Geröll ist bereits eine polymikte Brekzie aus zwei großen Komponenten mit einer roten und einer weißlich-hellen Matrix. Beide Komponenten sind für sich wieder polymikte Brekzien mit scharfkantig gebochenen Fragmenten (2.Generation), und wenn man genau hinschaut, sieht man in dieser zweiten Generation, dass einzelne der Komponennten wiederum polymikt brekziert sind (3.Generation). Unter dem Mikroskop gelingt sogar die Identifikation einer vierten Generation.

Auffällig ist der messerscharfe Kontakt zwischen beiden großen Komponenten. Das ist bei Impakt-Brekziierungen nicht ungewöhnlich und muss durch Gegeneinander-Bewegung bereits verfestigter Brekzien unter sehr hohem Druck und vermutlich hoher Geschwindigkeit erklärt werden, wobei es nicht zu einer Vermischung am Kontakt kommt.

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Zum Vergleich ein polierter Anschnitt einer polymikten Impaktbrekzie aus der 40 km großen Azuara-Impaktstruktur in Spanien. Mindestens vier Brekzien-Generationen sind zu beobachten, desgleichen messerscharf geschnittene Brekzien-Kontakte.

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Weitere sechs polymikte Impaktbrekzien aus der Prims mit den zuvor beschriebenen Merkmalen mehrfacher Brekzien-Generationen.

Und noch ein Vergleich: Eine polymikte Impakt-Brekzie mit Brekziengenerationen aus der Impakt-Struktur von Rochechouart (Frankreich).

Und aus Kanada:eine polymikte Brekzie von der Wanapitei-Impaktstruktur.