Einführung

impakt ret

Während ehrenamtlicher archäologischer Feldarbeiten von Werner Müller aus Nalbach erregten zahlreiche Funde von grünlich-bläulich-blauschwarzen Glasbrocken in der Umgebung seines Heimatortes einige Aufmerksamkeit, da solches Material bisher in dieser Region unbekannt war. Zunächst wurde das Glas mit keltisch-römischen Glashütten in Verbindung gebracht, aber der zum Teil erhebliche Magnetismus der Proben machte stutzig im Hinblick auf einfaches frühgeschichtliches Glas. Trotzdem beharrten Wissenschaftler einiger Universitäten, die zum Ursprung der Gläser befragt wurden, umgehend auf anthropogener Herkunft. Diese Einschätzung war der Auslöser für weitere, detaillierte Geländeuntersuchungen, die weit mehr fremdartiges Material und eigenartig deformierte Gesteine mit Merkmalen z.T. extremer Temperaturauswirkungen zu Tage brachten, was mit den gewöhnlichen und gut bekannten archäologischen und geologischen Konstellationen der Region nicht in Einklang zu bringen war.

Nachdem eine vorläufige Untersuchung einer Probe an der Universität Stuttgart Anzeichen von Schockeffekten (Schockmetamorphose) zeigte und andere Funde in erster Näherung auf meteoritisches Material hindeuteten, entstand zum ersten Mal die Idee eines Impaktes in junger Zeit, vermutlich im Holozän, das umso mehr, als viele der sonderbaren Funde eine überraschende Verwandtschaft zu Merkmalen eines meteoritischen Impaktes aufwiesen, über die im Zusammenhang mit dem holozänen, so genannten Chiemgau-Impakt berichtet worden ist (Rappenglück et al. 2004, 2011, 2014, Ernstson et al. 2010, 2011, 2013, 2014, Bauer et al. 2013, Shumilova et al. 2012, Hiltl et al. 2011, B. Rappenglück et al.2010, Liritzis et al. 2010, Isaenko et al. 2012). In jüngster Zeit sind junge, holozäne Meteoritenimpakte kontrovers diskutiert worden (z.B. Bobrowski & Rickman 2009 und dortige Zitat) mit der Tendenz, die Häufigkeit solcher Ereignisse und die daraus resultierende Bedrohung für die Menschheit zu unterschätzen. In dieser Debatte spielt die Statistik eine wesentliche Rolle, und ganz offensichtlich können neuentdeckte junge Impakte die Statistiken erheblich verändern. Im Hinblick auf dieses wachsende Interesse für holozäne Impakte wird auf dieser Homepage der wissenschaftlichen Gemeinschaft über einen neuen Impakt  im Saarland nahe der französischen Grenze berichtet.

Diagnostisch kennzeichnend für einen meteoritischen Impakt sind die bei einem Einschlag entstehenden Schockwellen, die zu extremen Schockdrücken und bei der Druckentlastung spontan zu extremen Temperaturen von vielen tausend Grad führen. Diese Drücke und Temperaturen bewirken charakteristischen Umwandlungen von und in Gesteinen und Mineralen. Solche eindeutigen Kriterien sind in großer Zahl im Raum Nalbach nachgewiesen worden, was die Grundlage für eine an der Universität durchgeführten Diplomarbeit zum Saarland-Impakt wurde (Berger 2014).  Auch auf internationalen Tagungen ist bereits über den Nalbach-Impakt berichtet worden (Publikationsliste). Die wichtigsten Befunde zu den impakt-diagnostischen Schockeffekten wird ein Beitrag auf der Seite „Wissenschaftliche Beiträge“ bringen.

Über weitere impakt-typische Beobachtungen, Funde und Befunde, aus dem Raum Nalbach und einen wahrscheinlichen Einschlagkrater wird demnächst mehr geschrieben.