Von dem bemerkenswerten Impakt-Geröll (Abb. 1), das wir auf dem Beitrag zuvor beschrieben haben, wurden inzwischen Dünnschliffe Abb. 2, 3) und Präparate für die Elektronenmikroskopie (Abb. 4-6) angefertigt.
Abb. 1. Anschnitt der Geröllprobe mit der Verzahnung von Chiemit und Gestein.
Liebe Leser der Diskussionsseite: Eine Diskussion zum Saarland/Nalbach-Impakt kommt nicht ohne Bezüge zum seit gut 15 Jahren erforschten und mittlerweile auch international etablierten Holozänen Chiemgau-Impakt in Oberbayern aus. Publikationen, die hier auf der Website angeklickt werden können, haben eine nicht zu übersehende Verwandtschaft. Das hier angesprochene Impakt-Museum in Grabenstätt ist momentan aus bekannten Virus-Gründen für Besucher geschlossen.
Wie in den vergangenen Jahren sollte auch in diesem Jahr (am 17.Mai) wieder der Internationale Museumstag begangen werden, an dem sich das Impakt-Museum in Grabenstätt wieder beteiligen wollte, um viele Besucher auf die Beine zu bringen. Dieser Tag ist aus den gleichen Gründen abgesagt worden, und stattdessen propagiert der Deutsche Museumsbund e.V. einen digitalen Museumsbesuch für teilnehmende Museen. Dazu sind vielleicht die folgenden Zahlen interessant: im letzten Jahr 2019 beteiligten sich 1.980 Museen bundesweite mit über 4.700 Aktionen an diesem Ereignis.
Die Betreiber des Grabenstätter Museums, der Forschungsförderverein e.V. und das Chiemgau Impact Research Team (CIRT) haben das für eine fantastische Idee gehalten und nutzen diesen zunächst unschönen Anlass, das Grabenstätter Museum komplett digital für einen virtuellen Besuch umzusetzen. Das ist nicht nur eine vielleicht unbefriedigende Ersatzlösung; es wurde die Gelegenheit genutzt, die nun seit über 10 Jahren Existenz etwas in die Jahre gekommene Ausstellung im Museum auf den allerneuesten Stand zu bringen, der kürzlich gemachte Funde und Befunde, Analysen, internationale Kongress-Präsentationen und Veröffentlichungen, selbst neue Hypothesen vereint. Besuchen Sie das virtuelle Museum und finden Sie sehr viele Parallelen zum Saarland/Nalbach-Impakt
Chiemit: so wird ein neu entdecktes Impakt-Gestein (Impaktit) benannt, das seinen Namen vom ersten Fund in der Region des Chiemgau-Impaktes (im südöstlichen Teil Bayerns) erhalten hat. Identische Impakt-Bildungen sind inzwischen von der Impakt-Region in Tschechien bekannt (Molnár et al. 2017) und aus Norwegen von einem vermuteten jungen Meteoritenkrater-Feld berichtet worden. Der Chiemit vom Saarland-Impakt (Ernstson et al. 2018, Berger et al. 2015, Ernstson et al. 2013, wurde bereits in der Anfangsphase der Erforschung als Bruder/Schwester-Gestein des Chiemits vom Chiemgau-Impakt erkannt und – zusammen mit dem Nachweis von verbreitet starken Schockeffekten und Impakt-Schmelzprodukten -publiziert.
Anschauungsmaterial Teil 2: Zum Verständnis von besonderen Impaktgesteinen – polymikte, teilweise geschockte Brekzien vom Impakt-Areal Nalbach-Saarlouis.
Der Saarland-Impakt „zieht weitere Kreise“: Im Gelände, in der Wissenschaft, in den Medien
Auf der diesjährigen renommierten Lunar & Planetary Science Conference (LPSC) in The Woodlands/Houston, Texas, USA, wurde in einem großen Poster (1 m x 1 m) die neueste Entwicklung in der Erforschung des Saarland-Meteoriteneinschlags (Saarland-Impakt) vorgestellt. Das Poster kann hier angeklickt, heruntergeladen und stark vergrößert angeschaut werden. Poster Saarlouis 6.3.2018 75 jpg
Mit Bezug auf die Tagung in Texas hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 18.4.2018 einen Artikel gebracht und am 19.4. 2014 diesen Artikel mit eine Bildfolge ins FAZ-Netz gestellt.
Kern der neuen Forschungen ist der kürzlich entdeckte 2,3 km große Saarlouis-Krater, in dem Teile der Stadt Saarlouis liegen.
Auf der diesjährigen renommierten Tagung des Lunar and Planetary Institute in The Woodlands, Texas, hat es den folgenden Beitrag mit Bezug zum Chiemgau-Impakt und zum Saarland (Nalbach)-Impakt gegeben:
Molnár M. Ventura K. Švanda P. Štaffen Z. Rappenglück M. A., Ernstson, K.: Chrudim – Pardubice: Evidence for a Young Meteorite Impact Strewn Field in the Czech Republic – Widespread finds of rocks and glasses with shock metamorphism and typical of meteorite impact suggest a Holocene impact event in the Czech Republic. [Weit gestreute Funde von Gesteinen und Gläsern mit Schock-Effekten, typisch für einen Meteoriten-Impakt, weisen auf ein holozänes Impakt-Ereignis in Tschechien.]
Es wird über ein neu entdecktes sehr junges Impakt-Ereignis in Tschechien berichtet, das verblüffende Ähnlichkeiten mit dem Chiemgau-Impakt und dem Saarland-Impakt (Nalbach) aufweist. Ein möglicher zeitgleicher Einschlag mit Auswirkungen über 650 km Entfernung in Mitteleuropa wird diskutiert. Anklicken für den Abstract-Artikel!
Früherer LPSC-Beitrag zum Saarland-Impakt:
N. Berger, W. Müller, and K. Ernstson (2015): STRONG SHOCK METAMORPHISM AND A CRATER: EVIDENCE OF A HOLOCENE METEORITE IMPACT EVENT NEAR NALBACH (SAARLAND, GERMANY). – 46th Lunar and Planetary Science Conference, abstract 1255.pdf.
Saarland-Impakt: erste Altersdatierung (Obergrenze)
Im Herbst 2016 beobachtete Werner Müller aus Nalbach, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Landesdenkmalamt des Saarlandes, beim Ausheben der Baugrube für ein neues großes Geschäftshaus in der Ortsmitte von Nalbach die Freilegung menschlicher Skelette. Die sofort vom Landesdenkmalamt unter Leitung von Prof. Dr. Adler eingeleiteten Ausgrabungen brachten für die früheste Ortsentwicklung von Nalbach umfangreiche und bedeutsame Funde und Befunde. Ausgegraben wurden Mauerreste und Fundamente, die wegen der begleitenden Keramik in das Hochmittelalter (11. bis 12.Jh.) gestellt werden und möglicherweise die Existenz einer frühen romanischen Kirche in Nalbach belegen können. „Saarland-Impakt: Altersdatierung“ weiterlesen
Die Wissenschaft von meteoritischen Einschlägen auf der Erde begann vor gut 100 Jahren mit der Diskussion um den Barringer-(Meteor-)Krater in Arizona, USA, mit den folgenden großen Kontroversen in der Geologie, ob Kraterstrukturen einen endogenen (also im Erdinneren angelegten) oder einen kosmischen Ursprung haben. In Deutschland war es die erbittert geführte geologische Kontroverse um die Entstehung des Nördlinger Rieskraters und des Steinheimer Beckens, die erst vor nicht einmal 50 Jahren zugunsten eines Großmeteoriteneinschlags entschieden wurde.
Heute versteht die Wissenschaft die Physik, Geologie und Mineralogie solcher Einschläge sehr gut und kennt Kriterien, mit denen diese Genese zweifelsfrei bewiesen werden kann. Trotzdem: Es gibt auf der ganzen Welt noch immer Geologen, die mit dieser Materie ihre Probleme haben und sich gerne bei neu entdeckten Strukturen auf eine Entstehung im Rahmen der ihnen vertrauten regionalen Geologie versteifen. Auch in Deutschland gibt es trotz der Erfahrungen mit Ries und Steinheimer Becken weiterhin lokale und regionale geologische Opposition gegen moderne Erkenntnisse der Impaktforschung, was in den letzten 10 Jahren im Zusammenhang mit dem mittlerweile etablierten Chiemgau-Impakt einmal wieder offenkundig wurde. „Die Schockeffekte von Nalbach: Beweise für einen meteoritischen Impakt“ weiterlesen